Weltfrauentag 8. März

Die Arbeitsbedingungen und Löhne in den Textilfabriken ähnelten sklavischen Zuständen. Oftmals musste die gesamte Familie arbeiten, um die Mieten der überteuerten aber sehr schlechten Wohnungen überhaupt bezahlen zu können. Kinder tauschten bereits mit 13 oder 14 Jahren die Schulbank mit der Fabriksbank.

Frauen machten die Hälfte der ArbeiterInnen aus, Schwangere arbeiteten teilweise bis zur letzten Stunde vor der Entbindung in den Fabriken. Oftmals wurden die Kinder in den Fabrikhallen geboren.

Die niedrigen Löhne, durchschnittlich 12-15 Cent die Stunde, zwangen die ArbeiterInnen 56 Stunden in der Woche zu arbeiten. Das Elend spitzte sich mit einer neuen Gesetzgebung zu, als zum ersten Januar 1912 die Wochenarbeitszeit auf 54 Stunden begrenzt wurde, allerdings ohne Lohnausgleich. Das war eine heuchlerische Reaktion des Kongresses auf das Elend der ArbeiterInnen.

Am 11. Januar wurden die ersten Wochenlöhne nach der neuen Gesetzgebung ausgezahlt. Verzweifelte Arbeiterinnen riefen ihre Kolleginnen zum Streik auf und am ersten Tag schloßen sich 2000 ArbeiterInnen zum Streik zusammen. Innerhalb der nächsten 3 Tage schloßen sich weitere 20.000 ArbeiterInnen dem Streik an und kämpften und bestreikten 12 Fabriken 9 Wochen lang für bessere Arbeitsbedingungen und Lohnerhöhungen

Die Ausgangslage des Streiks sah so aus: ein Heer von ungelernten ArbeiterInnen aus über 25 verschiedenen Nationalitäten, völlig unerfahren in Arbeitskämpfen und noch nicht mal gewerkschaftlich organisiert, traten im Januar 1912 in einen unbefristeten Streik. Gerade mal an die 1000 Streikende gehörten der IWW, Industrial Workers of the World, an und bestimmten trotzdem den Verlauf des Streiks.

Die IWW wurde 1905 von sozialistischen, anarchistischen und linken GewerkschafterInnen als Opposition zur AFL gegründet.

Der 9 wöchige Streik konnte nur so lange dauern, weil sich die Streikenden selbst organisierten

Die Herrschenden sahen sich angesichts der breiten Empörung gezwungen, auf die Forderungen einzugehen. Die American Woolen Company, die größte Textilfabrik, machte ein Angebot am ersten März – eine Lohnerhöhung um 5%. Die Streikversammlung lehnte das Angebot am selben Tag ab und 8 Tage später wurde das nächste Angebot gemacht – eine Lohnerhöhung von 15-21% und erstmalig Einführung von Überstundenzuschlägen. Von diesem Ausgang konnten über 125.000 TextilarbeiterInnen aus 33 Städten profitieren, der Lawrence Streik wurde am 14.März beendet.

Der Streik ging in die Geschichte ein als der “Bread and Roses” (Brot und Rosen) Streik. Dieser Slogan wurde zum Hauptslogan des Streiks und drückt die Gewichtung und Bedeutung der Frauen, die am Streik beteiligt waren, aus. Erstmals wurde die Forderung nach Brot und Rosen am 8.März 1908 in New York gerufen, als 15.000 Frauen für ökonomische Sicherheit (Brot) und ein besseres Leben (Rosen) demonstrierten.