Leserbrief – ersuch um dringendes Handeln!

Wir können euch nur versichern, seit Wochen kämpfen wir gegen diese Willkür an. Leider erreichen wir meistens nur mit kleinen Schritten positive Ergebnisse. Dies war auch der Grund, warum wir uns in Schreiben an den Bürgermeister, das Stadtratsbüro und auch an die Bildungsdirektion gewandt haben. Wir haben das Gefühl, dass es seitens der Bildungsdirektion ruhiger geworden ist, nun aber fährt der Bundesminister über uns, so wie auch über alle anderen Menschen, die in den Schulen arbeiten, drüber.

Wir versichern euch, wir bleiben dran und wehren uns!

Hier der Brief der uns gesendet wurde:

Hallo Robert!!
Sehr geehrte Personalvertreter!!!

Hiermit ersuche ich Euch um dringendes Handeln in Bezug auf Anweisungen der Direktionen, die die Öffnung der Schulen am 18.05.2020 betreffen.

Schon seit ca. Mitte April bekommen wir die seltsamsten Anweisungen seitens der Direktion, die ihresgleichen suchen. Abgesehen von der Anweisung 1 Liter Desinfektion pro Schule  aus dem Stadtschulrat für Wien zu holen – das in einer Situation, wo nur dringende Fahrten mit den Öffis erlaubt waren –  werden die Schulwartinnen und Schulwarte wegen selbst genähter M&N Masken in andere Schulen geschickt. Hier ist es den Direktoren vollkommen egal, in welche eventuell risikoreiche Situation sie die Schulwart/-innen hetzen.

Zur Weisung mit dem Liter Desinfektionsmittel (Freitag 17.04.2020) wurde mir von der Direktion mitgeteilt, dass von der Bildungsdirektion ein e – Mail gekommen ist, dieses am selben Tag zwischen 8:00 und 12:00 abzuholen. Nach Rücksprache mit Robert Lentsch teilte ich der Direktorin mit, dass ich dieses aufgrund der vorherrschenden Corona-Situation sicher nicht machen werde. Die Direktion teilte mir dann mit, dass andere Schulen im Bezirk dies aber sehr wohl gemacht hätten. Ich antwortete darauf mit den Worten: Schön für diese Schulen. Nicht genug davon, bekam am Montag darauf mein Kollege denselben Auftrag wieder von der Fr. Direktor. Gott sei Dank wusste er, dass die Bildungsdirektion geschlossen hat und fuhr ebenfalls nicht.

Die darauffolgende Woche, als ich wieder Dienst hatte, kam die Fr. Direktor zu mir und meinte, dass wir Schulwarte am ersten Tag beim Hochfahren der Schulen bei der Eingangstüre stehen sollen und den Kindern mit der Desinfektionslösung die Hände einsprühen sollen. Ich teilte ihr mit, dass das erstens nicht die Aufgabe der Schulwarte ist und zweitens, die Sinnhaftigkeit der Reihenfolge – zuerst desinfizieren, dann Hände waschen – wäre absolut zu überdenken! Hier haben die Direktoren offensichtlich nicht verstanden, wofür eigentlich eine Desinfektionslösung vorgesehen ist. Überdies informierte ich sie darüber, dass der übermäßige Einsatz von Desinfektion nicht nur nicht notwendig und sinnlos ist, aber dass es bei den Kindern zu rauen und rissigen Händen führen wird. Sie lachte und meinte, nicht nur bei den Kindern, denn bei ihr selbst ist es auch schon so.

Zu guter Letzt  kam ich in einem Gespräch mit einer unserer Lehrerinnen darauf, dass sie in einem Informationsschreiben an selbige (siehe Beilage Gedanken zum Schulbeginn) den Schulwart vor der Schule als Einlasskontrolle eingeteilt hat. Sie hat mit keinem der beiden ortsansässigen Schulwarte gesprochen, geschweige denn um Unterstützung gebeten. Danke an Robert Lentsch, dem ich dieses Schreiben per WhatsApp geschickt habe und von dem ich umgehend eine Antwort erhielt. Nicht nur, dass mit uns nicht einmal über diese Dinge gesprochen wird, werden wir dann absichtlich offenbar als Kanonenfutter in den Krieg geschickt. Am 18.05.2020, wo sich dann ca. 130 Eltern (teilweise ohne M&N Schutz mit ca. 260 Kindern – wenn auch im besten Fall leicht zeitversetzt) auf den Schulwart werfen und selbigen nicht nur mit Fragen überhäufen werden, müssen sicher 50 % mit der Lehrerin oder mit der Fr. Direktor etwas besprechen. Wenn der Schulwart dann den Eintritt verwehrt, dann geht’s erst richtig los. Von Beschimpfungen wie Arschloch, Rassist über Idiot bis Faschist (alles nicht erfundene Ausdrücke, sondern O-Ton Zitate) bis hin zu Drohungen, sich in der Dienststelle und oder im Stadtschulrat zu beschweren, und Vorwürfen, dass sich die Kinder vor dem Schulwart fürchten. An den Meter Sicherheitsabstand zwischen den Personen und daher rund um den vor Ort befindlichen Schulwart, möchte ich in diesem Zusammenhang gar nicht mehr denken. Die Schulwarte können sich dann noch vor der Dienststelle rechtfertigen, werden einem unnötigem hohen gesundheitlichen Risiko ausgesetzt (ein Großteil der SW ist mittlerweile ja über 55 Jahre alt und vielleicht auch noch mit relevanten Vorerkrankungen) und werden das dann sicher auch noch spätestens bei der nächsten Dienstbeurteilung zu spüren bekommen (nicht hilfsbereit u. s. w.).

Wenn die Direktoren schon jetzt nicht darauf achten, dass ihre Lehrerinnen im Schulgebäude den M&N Schutz tragen, trotz selbst bereits ausgehängter Plakate, bin ich schon der Meinung, dass in der ersten Woche beim Hochfahren der Schulen es schon Direktionsverantwortung ist, den Eingangsbereich so zu besetzen, dass dort alle Anforderungen und Fragen vom Pädagogischen Personal zu überwachen ist.

Über die Anordnungen der Direktionen über schriftliche Aufzeichnungen, wann und wo im Haus desinfiziert wurde oder über ständiges Desinfizieren des gesamten Schulhauses (Handläufe, Schnallen, Wasserhähne u. s. w.) möchte ich gar nicht weiter nachdenken.

Das Problem, das ich auf die Schulwarte zukommen sehe, ist, unsere eigene Dienstanweisung, in der steht, dass wir auch Anweisungen anderer, die uns ungerechtfertigt vorkommen, durchzuführen haben und uns erst danach als Beschwerdeführer an die Dienststelle wenden können.

Nicht zu vergessen, dass auch der Dienstgeber bei Bekanntwerden solcher Probleme (die die Gesundheit der Mitarbeiter beeinträchtigen können) die Verpflichtung hat, vorbeugend dagegen einzugreifen.

Daher meine dringende Bitte an Dich (Euch), schon ab sofort mit der Dienststelle und/oder mit den Schulwartinnen und Schulwarten Kontakt aufzunehmen, um Klarheit für alle zu schaffen.

Meine Befürchtung ist, dass der Corona-Tausender (so er denn kommt) nicht als Dank, sondern eher als Schmerzensgeld gesehen wird.

Zum Abschluss möchte ich schon noch festhalten, dass es mir nicht darum geht, meinen Job (den ich übrigens immer noch gerne mache) nicht machen zu wollen oder nicht hilfsbereit oder so sein möchte (wer mich kennt, weiß, dass man von mir fast alles haben kann), sondern um Klarheit für alle.

Denn wie wir ja alle wissen, werden wir gerne als Spielball verwendet und oft von den Direktionen gegeneinander ausgespielt (funktioniert leider viel zu oft). Ich möchte nicht, dass am Ende des Tages wir als Kollateralschaden überbleiben.

In diesem Sinne – danke fürs durchlesen und bitte bleibt gesund!

C. K.

P. S.: Eine Bitte noch an Koll. Volek. Auch bei Fotos im Freien gilt der einzuhaltende Abstand von 1 Meter 😉😉😉

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Auch bezüglich „Schulbeginn“ hatten wir schon intensive Gespräche mit der Dienststelle. Dort sieht man es etwas pragmatischer und vertritt z.B. die Auffassung, Kinderbeaufsichtigung ist ganz klar etwas, was kein/e Schulwart*in zu tun hat.

P. S.: Antwort vom Koll. Volek. Zu diesem Zeitpunkt war ich leider noch nicht mit einem Babyelefanten ausgestattet 😉😉😉

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Danke an den Kollegen und wir kämpfen weiter!
Robert, Nikolaus, Christian
und die ganze Manschaft